1.4 „Das kulturelle Erbe schützen und pflegen …“– Bewahrung des dörflichen Handwerks, historische Geräte und Einrichtungen, Dorfarchiv und Dorfchronik, Führungen durch den Ort und seine Geschichte

Dem Schutz und der Pflege unseres kulturellen Erbes sehen wir uns als Gruppe besonders verpflichtet. Gleichzeitig setzen sich einzelne Mitglieder besondere Schwerpunkte, wenn es darum geht…

… handwerkliche Traditionen zu pflegen,

…historische Geräte und Einrichtungen zu erhalten und instand zu setzen,

…Materialien zur Dorfgeschichte zu sammeln, zu archivieren, aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen oder

…archäologische Erkenntnisse (z.B. in der Eisenverhüttung) zu gewinnen und zu dokumentieren.

Der Backes am „Zinnwald“ wurde in den Jahren 1998/99 vom Arbeitskreis Dorferneuerung und Dorfgeschichte ganz in Eigenleistung und ohne öffentliche Zuwendungen neu errichtet. Anders als in anderen Ortschaften, wo neu errichtete Backhäuser zuweilen die Funktion eines Dorfgemeinschaftshauses erfüllen, erhielt der Backes seine Form und Größe in enger Anlehnung an historische Vorbilder. Auf einen Wasser- und Stromanschluss wurde bewusst verzichtet, das Bauholz wurde vor Ort geschlagen und auf traditionelle Art verzimmert.

Die Grundfläche des mit Schanzen beheizten Steinofens misst 1,60 x 2,00 m, rund 50 Brote können gleichzeitig gebacken werden. Mit dem Bau des Backhauses lebte die Tradition des handwerklichen Brotbackens in Langenholdinghausen wieder neu auf: Während des Backhausfestes im Sommer und an jeweils einem Backtag im Frühjahr und im Herbst raucht im „Backes“ der Schornstein.





Vom Anfertigen des Modells …





… über den Holzeinschlag …





…und das Verzimmern der Balken…





…bis zum Richtfest waren Fleiß und Geschick gefragt.




Nach der Fertigstellung des Ofens ….




…wird im neu errichteten Backes ...



… das Handwerk des Brotbackens weitergeführt.


… das Handwerk des Brotbackens weitergeführt.

Langebachs“ Schütze im Meiswinkelbach diente zur Sicherung der Löschwasserversorgung, darüber hinaus konnte im angestauten Bach die Wäsche gespült werden. Die Schütze ist damit kein unmittelbares Zeugnis des in Langenholdinghausen bis Ende der 1950er Jahre praktizierten Wiesenbaus, ihr Aufbau entspricht aber voll und ganz den dabei verwendeten Stauwerken. Die ganz aus Eichenholz bestehende Schütze wurde im Jahre 1997 vom Arbeitskreis Dorferneuerung und Dorfgeschichte nach Originalbefunden neu aufgebaut.



Nach Orginalbefunden rekonstruiert – der Bau der Schütze im Meiswinkelbach im Jahr 1997


„Möllersch“ Bienenhaus ist eine sogenannte „Hinterbehandlungsbeute“ in „Warmraumbauweise“ aus der für Langenholdinghausen „goldenen Zeit“ der Imkerei um das Jahr 1900. Der ähnlich einem Schrank aufgebaute Bienenstand bietet Platz für zwölf Bienenvölker. Im Jahre 2000 wurde dieses Kleinod dörflicher Wirtschaftsgeschichte vom Arbeitskreis Dorferneuerung und Dorfgeschichte Langenholdinghausen originalgetreu restauriert.



Vor „Möllersch“ Bienenhaus während einer Ortsbegehung mit Informationen zur Geschichte, zum Nutzen und zur Arbeit mit Bienen (Mai 2000)


„Franzes“ Scheune ist eine von insgesamt sieben freistehenden Scheunen, die in Langenholdinghausen bis zum heutigen Tage bestehen blieben. Der größtenteils mit Schiefer und Putz verkleidete Fachwerkbau stammt aus der Zeit um 1797. Im Inneren vermittelt er ein anschauliches Bild von der Arbeit auf einem kleineren landwirtschaftlichen Betrieb in den 1950er Jahren: Alle bis dahin in Gebrauch gewesenen Werkzeuge und Geräte – vom Lohschäler bis zur stationären Dreschmaschine - sind vorhanden. Die Dreschmaschine mit der daran angeschlossenen Fegemühle – angetrieben von einem Elektromotor aus den 1920er Jahren - kann auf Wunsch vorgeführt werden.





„Franzes“ Scheune im Oberdorf



Im Erd- und im Dachgeschoss von „Roenstatts“ Scheune – 2003/05 neu errichtet - haben die Gebrüder Ohrndorf einen Teil ihrer umfangreichen Sammlung land- und hauswirtschaftlicher Maschinen und Geräte aus der Zeit von 1850 bis 1960 untergebracht. Neben Gerätschaften zur Feldbestellung und Ernte bilden die früher verwandten Transportmittel und Hebezeuge – vom „Träwerling“ und der „Herwelah“ bis hin zur „Kleerkörze“ und dem vierrädrigen Ackerwagen ein Kernstück der Sammlung. Zahlreiche weitere Exponate der zum Teil schon restaurierten Gerätschaften befinden sich auf dem in Richtung Meiswinkel gelegenen Hof Heckseifen.



Milchwirtschaft und Ackerbau – zwei der Themenbereiche in der Gerätesammlung in „Roenstatts“ Scheune



Am 1. Juni 2008 stellte der Arbeitskreis die Gerätesammlung der Geschwister Ohrndorf der Öffentlichkeit vor


Bei „Schusdersch“ an der Olper Straße ist seit dem Jahr 2002 in einem kleinen Fachwerkraum das Inventar der seit dem Jahre 1907 im Haus eingerichteten Schuhmacherwerkstatt zu besichtigen. Neben dem vielseitigen Handwerkszeug wie dem Hammer, Ledermesser, den Raspeln, Zwick- und Kneifzangen, Pfriemen und Ahlen, den Nägeln, Stiften, Krampen und Ösen, eisernen Ständern und Dreibeinen usw. sind die Ledernähmaschine und die elektrisch betriebene „Ausputz“-Fräse zu sehen. Anhand der Ausstellungsstücke kann das Entstehen eines Schuhes in Handarbeit vom hölzernen Leisten bis hin zum Anbringen von Sohle und Absatz nachvollzogen werden. Der dreibeinige Schemel, die Handwerkerschürze, die bereitliegenden Lederstücke und die im Regal gestapelten Schuhe vermitteln den Eindruck, als käme der Schuster gleich wieder, um seine Arbeit fortzusetzen....



Dem Schuster zugeschaut …


Die latènezeitliche Eisenverhüttungsanlage im „Heckseifen“ – ganz in der Nähe des Hofes der Familie Ohrndorf gelegen – wurde nach neuesten Grabungsbefunden rekonstruiert. Zum Bau des etwa 2,10 m hohen Ofens wurden ausschließlich Strohlehm und Feldsteine verwendet. Ein schräges, mit Rasen bedecktes Dach aus Eichenstangen schützt den Ofen vor der Witterung, gleichzeitig dient es zur Beschickung des Ofens mit Erz und Holzkohle. Im August 2003 gelang es den Erbauern des Ofens, den Geheimnissen der keltischen Eisenerzeugung auf die Spur zu kommen: In einem Verhüttungsversuch konnten aus 100 kg selbst gebrannter Holzkohle und 80 kg Erz bei Ofentemperaturen von bis zu 1415 °C rund 10 kg schmiedbarer Eisenschwamm gewonnen werden.


Auf den Spuren der Kelten - die latènezeitliche Eisenverhüttungsanlage im Heckseifen


Als Ergebnis mehr als 20jähriger Recherchen präsentiert sich die 3 Bände umfassende Dorfchronik. Auf insgesamt 2 500 Buchseiten ist die Geschichte der Gemeinde, der Häuser, der Familien, das Berufs- u. Arbeitsleben der Dorfbewohner, die Kultur- u. Sozialgeschichte von Langenholdinghausen ausführlich beschrieben. Die Buchausgabe der Dorfchronik war schon bald nach dem Erscheinen vergriffen, weiterhin erhältlich ist das Werk jetzt in Form einer CD-ROM mit allen drei Bänden. Ein vierter Band der Dorfchronik unter besonderer Berücksichtigung der 725 Jahrfeier ist geplant und in Vorbereitung.

Das für die Öffentlichkeit zugängliche Dorfarchiv umfasst mehr als 700 Akten, über 3 000 Photos, 45 Kartenwerke und weitere Materialsammlungen zu allen historischen Sachgebieten. Ein Findbuch mit rund 6 000 Stichworten führt den Besucher durch die übersichtlich geordneten Bestände des Archivs.

Seit dem Jahr 2002 befinden sich an fast allen vor dem Jahr 1914 entstandenen Anwesen des Dorfes Schilder mit dem jeweiligen Hausnamen sowie mit Hinweisen zur Bedeutung des Hausnamens und zur Geschichte des Hauses. Die Schilder wurden vom Arbeitskreis Dorferneuerung und Dorfgeschichte angeregt, entworfen und in Auftrag gegeben. An der Aktion beteiligten sich 38 Hausbesitzer, die Kosten übernahmen größtenteils die Hausbesitzer, den geringeren Teil der Arbeitskreis. Die Schilder werden von der Bevölkerung, aber auch besonders von Besuchern des Dorfes mit Interesse gelesen. Die Gestaltung der Schilder, aber auch das verwendete Material haben sich überaus bewährt.




Damit die alten Hausnamen erhalten bleiben ...


Zur Pflege und zum Erhalt der Siegerländer Mundart fand im April 2009 ein „Mundartnachmittag“ statt. In einem bunten Programm wechselten unter Einbeziehung der zahlreichen Gäste heitere und nachdenklich stimmende Beiträge einander ab.





„Plattdeutsch ist gar nicht so einfach …“ – Szene aus einem Sketch während des Mundartnachmittages …





… vor einem heiter gestimmten Publikum



Ein 1999 am Fuße des Eibel errichteter Gedenkstein erinnert an einen dort noch wenige Tage vor Kriegsende hingerichteten vermeintlichen Deserteur der Deutschen Wehrmacht.




Der im Winter 1999 am Fuße des „Eibel“ gesetzte Gedenkstein …




… erzählt vom Leid des Krieges


Führungen durch den Ort unter Einbeziehung der verschiedenen in einer „dezentralen Museumskonzeption“ zusammengefassten Sehenswürdigkeiten werden vom Arbeitskreis Dorferneuerung und Dorfgeschichte angeboten und von Besuchergruppen angenommen. Ausführungen zur Dorfgründung, zur Entstehung der Häuser, zu Landwirtschaft und Handwerk, aber auch manche Anekdote aus vergangener Zeit wechseln dabei einander ab. Der zeitliche Umfang, die thematische Ausgestaltung und die Besichtigung einzelner Objekte können den Wünschen entsprechend abgesprochen werden.

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